Klassische Konzerte und Veranstaltungen

Die ganze Welt ist Klang

Seit 25 Jahren organisiert Franz Grimm die FragArt-Konzerte. Seiner Philosophie, dem Publikum das Wesen der Musik nahezubringen, bleibt er stets treu.

Frag-Art

Franz Grimm

Das kleinste Festival findet seit gestern im Schlosshof von Erlach statt. Mit diesem Titel wirbt Franz Grimm für sein neuestes Konzertprojekt. Der FragArt-Gründer und -Leiter will auch während des Sommers Konzerte veranstalten. Mit einem Konzert mit Marc Hänsenberger und Juliette De Pasquier von Musique Simili wurde gestern Abend im Erlacher Schlosshof seine vierteilige Sommer-Konzert-Reihe eröffnet, die Grimm vor vier Jahren lanciert hatte. Genau so lange hat Grimm seinen Wohn- und Arbeitsort von Kriegstetten nach Erlach ins Schloss verlegt und dort – im Schlosshof – finden einige der Sommer-Konzerte auch statt.
Grimm unterrichtet im Schloss Erlach am dortigen Schulheim. So ist er mit seiner Lebenspartnerin Rita Stampfli fast zum Schlossherr geworden, denn ihre Wohnung liegt ebenfalls im alten Gemäuer.

Seit 25 Jahren aber organisiert Grimm praktisch in Personalunion, seit vielen Jahren jedoch unterstützt von Rita Stampfli, in Solothurn die Reihe Frag-Art.

Es handelt sich dabei vorwiegend um Konzerte mit klassischer Musik, meist mit jüngeren, noch unbekannteren Interpreten. “Ich habe mit FragArt aus dem Bauch heraus begonnen”, erzählt Grimm von seinen Anfängen. Als Pädagoge wollte er aufzeigen, wie die Natur und die Kunst zusammenwirken. “Dies ist am besten durch die Musik möglich, denn sie ist das direkteste, für alle verständlichste Medium. Die ganze Welt ist Klang.”
“lch will eigentlich nicht, dass das Publikum an die Konzerte kommt und abschaltet. Es soll einschalten und sich auf das Musikerlebnis einlassen. Dann erst findet ein Geben und Nehmen zwischen Publikum und Künstler statt. Wenn Besucher mir nach einem Konzertgenuss sagen: Das hat mich erfüllt, ich fühle mich glücklicher, habe ich mein Ziel erreicht. Was kann sich ein Konzertveranstalter und -Vermittler mehr wünschen.”

Sein erstes KlangArt-Konzert war 1983 ein Klavierrezital mit dem Solothurner Pianisten Urs Jäggi. Daran erinnert sich Grimm noch gut. Dann sei halt eines zum anderen gekommen. Mehr oder weniger spontan habe er all die Jahre diese Konzertreihe weitergeführt. Hörte er von einem interessanten Interpreten, suchte er einen Auftrittsort, meist den Solothurner Konzertsaal, zu reservieren. Dann werden mehr oder weniger in Personalunion Flyer gestaltet, verteilt, Plakate gehängt, Freunde mobilisiert. So nach und nach hat FragArt sich einen treuern Zuhörerkreis erobert. “Rolf Ritschard hat viele unserer Konzerte besucht”, erinnert sich Grimm an den verstorbenen Regierungsrat und so wie er schätzt das Publikum von FragArt die unkomplizierte Art eines Konzertbesuches. In den ersten Jahren wurden nicht einmal Eintrittspreise verlangt. “Ich führte stets Kollekten durch, doch mit der Zeit waren die Erträge so gering – die tiefste enthielt 87 Franken -, dass wir jetzt Eintritt zwischen 20 bis 30 Franken verlangen. Ich muss ja nicht von den Konzerten leben, ich habe mein Einkommen”, sagt Grimm zu diesem Thema. Doch: “Ohne einen Betrag in sechsstelliger Höhe aus der eigenen Tasche hätten weder Honorare noch Werbung noch Saalmieten für die über 400 Konzerte bezahlt werden können.”

Oberste Priorität bleibt für ihn aber immer, dem Publikum hochqualifizierte Musik und deren Interpreten zugänglich zu machen. “Ich bin noch immer davon überzeugt, dass man Musik nicht nur hören, sondern auch am Menschen direkt erleben soll.” Auch unter den Künstlern sprach sich schnell herum, dass mit FragArt ganz besonders schöne Konzertabende möglich seien.
Ab kommenden Herbst sind 9 FragArt-Konzerte geplant. Doch es gab auch schon mehr pro Jahr. So waren es beispielsweise 1991 ganze 40 Konzerte. Da Grimm keine Konzert-Abonnemente verkauft, weiss er auch nie, wie viele Leute erscheinen werden. “In all den Jahren habe ich noch immer nicht herausgefunden, warum ein Konzert funktioniert und ein anderes nicht. Das Publikurn ist in dieser Hinsicht unberechenbar.” Die kleinste Anzahl Personen seien einmal 13 gewesen, im Durchschnitt komme man aber auf etwa 80 Konzertbesucher. Natürlich könnte man mit dem Geld eines Sponsoren noch mehr Publikum erreichen, sinniert der Konzertveranstalter. Einen begeisterten Geldgeber zu finden, der auch seine Sozial-Philosophie teilt, blieb bis heute ein Traum. Franz Grimm will FragArt fortführen. “Bisher habe ich – auch nach einigen bitteren Erfahrungen, doch überwiegend viel Positives erleben können.”
Er verfolgt sein Konzept weiter und will in Zukunft vermehrt auch die Sparte Folk ins Programm nehmen.